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  • Da man bis jetzt offensichtlich keine vertrauenswürdigen digitalen Lösungen anbieten kann, ist die Antwort "Ja".

    Aktuell wird man ja z.B. in die Nutzung von Google-Produkten genötigt und die Patientendaten werden in der ePA grob fahrlässig behandelt. Der Schnüffelstaat hat auch kein ernsthaftes Interesse daran irgendwas zu ändern.

    Dient also gewissermaßen auch dem Selbstschutz.

  • Nö. Ein Recht auf analoges Leben ist nur die nächste Ablenkung in einer unendlichen Reihe immer neuer Scheindiskussionen.

    "Aber du must dich doch nicht bei der App registrieren" ist nur eine Ausrede, um davon abzulenken, was eigentlich zu tun wäre: die Betreiber für Verletzungen der Privatssphäre und illegale Datensammelei zu belangen.

    • Wobei das meiner Meinung nach schon mit dem Dienste-Zwang zusammen hängt. Du kannst kein Handy benutzen (*), ohne Apple oder Google tiefen Einblick in dein Leben zu geben. Dadurch dann auch Werbeagenturen und politischen Gruppen wie Cambridge Analytics oder wie der Laden hieß. Und wenn du das nicht willst, wirst du ausgegrenzt, hast zu vielen Angeboten keinen Zutritt und kriegst viele Dinge nicht oder nur deutlich teurer/aufwändiger.

      Das ist doof. Das sollten wir mal irgendwie ändern.

      (*): Ja, ihr drei da hinten mit den Custom Roms und den Linux-Handys, ich hab euch gesehen. Dürft weitermachen.

      • Was du da beschreibst, deckt sich aber eigentlich genau meinem Kommentar.

        Der Dienste-Zwang ist zum einen nur ein Symptom und zum anderen kein wiklicher Zwang... du wirst halt nur mit umständlichem Scheiß wie schlechter Menüführung, umständlichen Verfahren und mieser Kommunikation ausgegrenzt, wenn du auf die handliche App verzichtest.

        Und ich sehe nicht, wie Gesetzgebung in lauter Einzelfällen regeln soll, dass du den Dienst nicht benutzen must, sondern eine 100% gleichwertige Alternative vorhanden sein muss (zumal das bei einigen Aspekten auch technisch nicht mal möglich ist). Das höchste der Gefühle wäre da eher, dass tatsächlich der Funktionsumfang irgendwie abgebildet werden muss, ohne einen zur Registriewrung bei einem Dienst zu zwingen. Also genau die Situation, die jetzt de facto schon existiert, denn (noch) schafft praktisch niemand alles außer den Apps ab. Es wird nur so umständlich und nervig gestaltet, dass die Alternatrive eben keine ist.

        Genau deshalb bin ich der Meinung, dass man bei der Wurzel des Problems ansetzen muss. Und tatsächlich ist die halbe Arbeit ja schon längst getan, denn Datenschutz verbietet oftmals all die Datensammelei, die dort stattfindet schon längst. Es hapert aber an der Durchsetzung, vorallem an einer Automatisierung, die mich nicht zwingt persönlich jahrelange Prozesse gegen jeden einzelnenn Anbieter zu führen.

  • Das Bild im Kopf von Leuten, die auf dieses Grundrecht angewiesen sind, ist hier in der Diskussion teilweise arg eingeschränkt. Es sind nicht nur die ganz Alten und Obdachlose, sondern Menschen jeden Alters, die zunehmend systematisch ausgegrenzt werden durch digitale Zwänge.

    Digital-Zwang in der aktuell bestehenden Form ist ganz klar behindertenfeindlich. 10 Prozent der Bevölkerung sind/werden schwer behindert, viele haben mehrfache Einschränkungen. In Deutschland leben beispielsweise u.a. mehr als eine Million sehbehinderte und blinde Menschen, 14 Millionen sind hörbehindert. Mit neurologischen Beeinträchtigungen ist die Nutzung von Smartphones ebenfalls erschwert bis unmöglich. Und sehr viele dieser Menschen leben eben nicht in Einrichtungen oder mit Assistent:innen, sondern meistern ihr Leben trotz aller Hürden autonom.

    Die Initiative digitalcourage hat diese Aspekte mittlerweile explizit mit im Blick:

    Wir fordern … Teilhabe: Digitalzwang schließt viele Menschen aus: alte oder kranke Menschen, Menschen mit Behinderung und Menschen mit geringem Einkommen.

    Es sollte im Interesse aller sein, eine Teilhabe auch mit körperlichen und geistigen Einschränkungen zu ermöglichen. Zumindest alt werden doch irgendwann alle.

    Ohne Zweifel, die Digitalisierung bringt sehr viel Gutes auch für behinderte Menschen - aber in der Regel eher zufällig. Und deshalb gibt es an vielen Stellen auch deutliche Defizite, weil beispielsweise kaum einer auf dem Schirm hat, wie sich behinderte Menschen digitale Systeme einrichten, die ihnen eine Teilhabe am Leben ermöglichen.

    Der blinde Journalist Franz-Josef Hanke setzt sich für ein barrierefreies Internet ein, und berichtet in seiner Kolumne über Digitale Ausgrenzung. Er bringt es gut auf den Punkt:

    Digitale Angebote sind ein Gewinn, wenn sie zusätzlich zu analogen Möglichkeiten bestehen. Ein Zwang zu digitalen Anwendungen jedoch darf – auch wenn er vielleicht nur sanft und als Anreiz, beispielsweise über Preisvorteile ausgeübt wird – aus Gründen der Gerechtigkeit und Gleichbehandlung nicht entstehen.

    Dass Deutschland seit 2009 die UN-Behindertenrechtskonvention ratifiziert hat und eigentlich umsetzen müsste, steht auf dem Papier. Leider fehlt den Betroffenen meist das Geld und vor allem die Kraft, für ihre Rechte und Teilhabe zu kämpfen. Es ist oft anstrengend genug, überhaupt am Leben zu bleiben. Darum sollten all diesen Menschen nicht zusätzliche Steine in den Weg gelegt werden! Ein entsprechend formuliertes Grundrecht würde das Bewusstsein und den Druck erhöhen, auch jene zu berücksichtigen, für die das Leben ganz anders läuft, als für andere.

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