700 Leute im Mittelmeer ertrinken - zwei Absätze auf Seite 6.
Eine Handvoll Millionäre/Milliardäre gehen auf ihrem Millionen-Dollar-"Tourismus"-Trip verschollen: mobilisiert die Flotte! Rettungsflugzeuge und -Schiffe im Dauereinsatz! Schlagzeilen im Minutentakt: wie sieht das U-Boot aus? Wie wurde es entwickelt? Besteht noch eine Chance, die Leute lebend zu finden? Was hat ein leitender Ingenieur vor 5 Jahren gesagt? Wann erreicht das französische Rettungsschiff den Ort? Wie oft war der verschollene Milliardär schon als Tourist im Weltraum? Was bedeuten die Klopfzeichen? Wie groß ist das Gebiet, das schon abgesucht wurde? Blablabla Blabla Bla...
Das schwere Bootsunglück vor einer Woche (14.06) war auch heute wieder Thema in der Tagesschau und zwar noch vor dem vermissten U-Boot, welches erst seit Sonntag (18.09) vermisst wird. (https://youtu.be/spzvm-SK6L0?t=506)
Fast so als könnte man über mehr als nur 1 Thema berichten.
Seit 7 Jahren sind die Toten im Mittelmeer ein Dauerthema in den Nachrichten und es wird immer wieder darüber berichtet.
Seit 2 Tagen wird auch über ein U-Boot, welches seit 4 Tagen vermisst wird, berichtet: "Warum interessiert sich keiner für die Toten im Mittelmeer?"
Das Zugunglück in Indien war gefühlt zwei Tage auf den Startseiten der bekannten Internetseiten, das gesunkene Flüchtlingsschiff im Mittelmeer mit hunderten Menschen bekommt auch noch kaum Aufmerksamkeit. Aber dieses Mini-U-Boot mit fünf sehr reichen „westlichen“ Menschen dominiert jetzt die Schlagzeilen.
Einige Menschen sind wohl doch wesentlich mehr wert.
Könnte man denken, ist aber - zum Glück - bei Weitem nicht der Hauptgrund für diese Aufmerksamkeitsverteilung.
Die vermutlich medial am stärksten begleitete Rettungsaktion der jüngeren Geschichte war die für die Fußballgruppe in der Höhle in Thailand.
Da ging es um arme Menschen in einem Schwellenland. Soweit ich weiß, sogar um Menschen mit Migrationshintergrund, die zum Teil staatenlos waren.
Aber trotzdem, gab es dieses Medienecho und auch eine extrem aufwändige Rettungsaktion (die sogar Menschenleben gekostet hat).
Insofern hat das hier wohl eher mit den Umständen des Verschwindens zu tun als mit dem sozioökonomischen Hintergrund der Verschwundenen. Der Unterschied ist nur, dass es für Milliadäre einfacher ist auf "interessante" Weise zu verschwinden.
Wenn der Zug drei Tage auf nen Abgrund zugefahren wäre, wär das auch länger in den Nachrichten. Ist halt der Zeitfaktor, der die Leute mitfiebern lässt.
Es ist einfach deutlich ungewöhnlicher, und damit für die Presse interessanter, wenn ein U-Boot beim Wrack der Titanic verschwindet als wenn ein Zug verunglückt, auch wenn letzteres die größere Tragödie ist. Dazu kommt das Mysterium, was dem U-Boot passiert ist und die Möglichkeit dass es noch eine Rettung geben kann. All das macht das ganze einfach zur "besseren Story", da haben die Millionäre erstmal eher wenig mit zu tun.
Genau. Habe jetzt auch schon öfter den Take gehört, dass hier ja so ein Tamtam gemacht wird und bei gesunkenen Flüchtlingsbooten nicht (und ich will auch auf keinen Fall leugnen, dass mediale Aufmerksamkeit insgesamt sehr ungleich verteilt ist). Aber wenn im Mittelmeer ein Boot mit Flüchtlingen sinken würde und es eine glaubhafte Chance bzw. Hinweise gäbe, dass darin noch Überlebende sind, wäre das mediale Interesse garantiert auch riesig. Das hat hier eben wirklich mit den Gegebenheiten des Falls zu tun und erstmal nichts mit Vermögen oder Hautfarbe der Betroffenen.
Bestimmt eine dumme Frage, aber gibt es einen Grund, warum so ein Tauchboot nicht an einer Tauchleine hängt, damit man es im Notfall zumindest leichter orten kann? Geht das einfach von der Länge her nicht?
Ich denk mal wie du sagst ist es die Länge und halt das Problem, dass sie irgendwo damit hängen bleiben. Im Zweifel führt das nur zu noch mehr Problemen
Ich denke halt nur an ein (relativ dünnes) Seil im Sinne eines Ariadnefadens. Wenn man das gespannt halten würde, sollte es ja eigentlich nirgends hängen bleiben können - so wie ich es verstehe, tauchen die ja nicht ins Schiff rein, sondern fahren nur drumherum. Und sollte es sich doch irgendwo verheddern, kappt man es halt. Aber ja, wahrscheinlich sprechen irgendwelche physikalischen Gründe gegen so eine Lösung.
Jetzt ist das Boot halt weg und zusätzlich zu anderen Fragen (wie lange reicht der Sauerstoff? Wie holt man es wieder hoch? usw.) kommt das riesige Problem, dass keiner weiß, wo es steckt.
Ich würde gerne wissen, wer für diese Suchmission bezahlt. Stelle man sich mal vor, eine sehr kleine Anzahl von Millionären und Milliardären hat ein Eitelkeitsprojekt, das keinen wissenschaftlichen oder sonstigen öffentlichen Wert hat. Es geht schief und die Öffentlichkeit gibt tonnenweise Geld aus, um die Individuen zu retten, was mit Sicherheit vergeblich ist. Wer zahlt das? Ich bin mir sicher, dass das Unternehmen sowieso verklagt wird, aber ich würde gerne sehen, dass am Ende jemand privates für die ganzen Suchschiffe etc. aufkommt.
Wenn ich ohne triftigen Grund (bspw. um anzugeben) etwas Dummes täte (zum Beispiel ein U-Boot besteigen, das keine Sicherheitsfreigabe hat) und es schief ginge, könnte ich mir vorstellen, dass ich für die Folgen davon aufkommen muss. Aber ich bin auch nicht Milliadär oder mit den britischen Royals befreundet.
Das Internet verliert seinen kollektiven Verstand bei dieser Geschichte, während letzte Woche Hunderte (ja, Hunderte) von Flüchtlingen im Mittelmeer von einem einzigen Schiff ersoffen sind. Und niemand hat es interessiert. WTF.
Ein paar reiche Säcke die in einer selbstgebauten Blechdose vom Wasserdruck auf die Größe eines Golfballs gequetscht werden hat halt einfach mehr Memepotenial. Flüchtende, die im Mittelmeer ertrinken ist dagegen einfach nur traurig :(