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Solarindustrie: Im Dunklen türmen sich die Solarmodule

Chinesische Dumpingpreise drohen den aufziehenden Boom der Solarindustrie zu beenden. Die europäischen Hersteller rufen die Politik zu Notkäufen und Importstopps auf.

Solar boomt in Deutschland wieder. Das könnte man jedenfalls meinen. Gerade erst wurden die deutschen Ausbauziele für Solarenergie erreicht, drei Monate vor Jahresende. Nur passen diese guten Nachrichten für die Energiewende schlecht zu dem Notruf, den die europäische Solarindustrie kürzlich nach Brüssel abgesetzt hat.

In Europas Häfen, vor allem Rotterdam, stapeln sich gigantische Mengen an Solarmodulen aus China, schreiben 40 Hersteller aus Europa in einem Brief an die EU-Kommission. Bis zum Ende des Jahres würden es 120 Gigawatt an Kapazität sein – doppelt so viel, wie Europa im ganzen Jahr voraussichtlich installiert. Die Folge: Die Preise für Module sind um 35 Prozent gefallen. "Wenn nichts geschieht, werden viele europäische Hersteller substanzielle Schwierigkeiten bekommen, in manchen Fällen sogar pleitegehen", heißt es in dem Brief.

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14 comments
  • Sehr spannender Artikel, danke fürs Teilen. Was ich bisher nicht wusste:

    Für die chinesischen Dumpingpreise sieht Erfurt zwei Gründe. Zum einen haben die USA den Import von Solarprodukten, die mithilfe von Zwangsarbeit hergestellt worden sind, verboten. Der Uyghur Forced Labor Prevention Act (UFLPA) wurde vor gut einem Jahr wegen der Unterdrückung der uigurischen Minderheit in der Provinz Xinjiang verabschiedet, aus der ein großer Teil des chinesischen Siliziums stammt. Seit März dieses Jahres wird die Einfuhr hart kontrolliert.

    Hier könnte die EU ja nachziehen und vor allem auch Deutschland, wenn sie es es mit Lieferkettengesetz ernst meinen. Zum anderen auch eine interessante Idee:

    Als Soforthilfe schlagen die Hersteller vor, dass Brüssel die überschüssigen europäischen Solarmodule aufkauft und im Rahmen bestehender Hilfsprogramme an die Ukraine liefert. Andreas Bett vom Fraunhofer ISE hält die Idee für interessant: "In der Ukraine werden schon jetzt PV-Anlagen mithilfe europäischer Regierungen aufgestellt. Sie haben den Vorteil, dass man in einem zerstörten Energiesystem die Versorgung lokal aufbauen kann."

    Sicherlich auch eine nette Idee. Dennoch muss man sich die Dimensionen mal klar werden; da haben wir momentan das zweifache des europäischen Jahresbedarfs an PV-Installationsleistungen einfach so rumliegen! Klar kann man, wie im Artikel beschrieben, eine "Made-in-Europe"-Prämie zahlen, letztendlich MÜSSEN aber schnellstens die ganzen Dinger auf alle Dächer. Hier sollte die EU und Dtl. dringend was machen wenn wir schon einmal die einmalige Gelegenheit haben, so viele Module zu nem günstigen Preis zu bekommen.

    • Volle Zustimmung. Das Problem ist nicht, dass wir billige Solarmodule rumliegen haben, sondern dass wir zu doof sind sie direktzu verbauen.

      Mit den 120 GW können wir ca. 20-30 konventionelle Kraftwerke ersetzen (Bei 1000 Volllaststunden Solar und typischer Größe von nem Kohlekraftwerk mit 500MW).

      Mitnehmen mitnehmen mitnehmen! Und dann den Schwung weiter nutzen, damit die europäische Industrie und Handwerk künftig selber 120 GW im Jahr raushauen können.

    • Für die chinesischen Dumpingpreise sieht Erfurt zwei Gründe. Zum einen haben die USA den Import von Solarprodukten, die mithilfe von Zwangsarbeit hergestellt worden sind, verboten. Der Uyghur Forced Labor Prevention Act (UFLPA) wurde vor gut einem Jahr wegen der Unterdrückung der uigurischen Minderheit in der Provinz Xinjiang verabschiedet, aus der ein großer Teil des chinesischen Siliziums stammt. Seit März dieses Jahres wird die Einfuhr hart kontrolliert.

      Der große Witz ist ja, dass die Zwangsarbeit die Module nicht auf direktem Wege günstiger macht. Zwangsarbeitys tendieren naturgemäß dazu, weniger gern und weniger ordentlich zu arbeiten. Die Zwangsarbeit ist aber die Vorbedingung dafür, dass der chinesische Staat Subventionen gibt. Die Firmen nehmen uigurische Zwangsarbeitys einerseits aus patriotischen Gründen (als guter Konzern will man bei der Umerziehung mithelfen) und andererseits aufgrund der Subventionen. (An die Quelle, wo ich das gelesen hatte, kann ich mich gerade nicht erinnern. Verzeiht.)

  • Ich denke, da geht es darum, dass sich die europäischen Solarparkbetreiber absichern möchten, falls aus China in der Zukunft keine Solarmodule mehr geliefert werden können.

    Mögliche Gründe:

    • Verbote von Seiten der USA
    • Verbote von Seiten Chinas
    • anderes

    .

    Ehrlich gesagt sehe ich jetzt nicht das Problem dabei. Vorratshaltung ist doch etwas Gutes. Die Alternative ist Just-In-Time-Produktion, die bekanntermaßen (Covid) sehr störanfällig werden, v.a. bei Produkten aus China. Man möchte sich schließlich beim Aufbau von PV-Anlagen nicht ausbremsen lassen.

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