Tipp an linke Menschen: Lest hin und wieder mal alte Wahlprogramme rechter Parteien. Hier mein Lieblingsabschnitt aus dem zweiten Wahlprogramm ("Düsseldorfer Leitsätze") der CDU von 1949.
"Größtmögliche" Streuung. Diese Wortwahl von Seiten der Union wäre heute undenkbar. Sehr nützlich, wenn man mit Unions-Heinis diskutiert und dann plötzlich seine linken Positionen mit Passagen untermauern kann, welche Adenauer, Erhard und Strauß persönlich verfasst und unterschrieben haben.
Auch schöne Passagen:
Wer frei sein will, muß sich dem Wettbewerb unterwerfen und darauf
verzichten, Macht auf dem Markt zu erstreben. Wer Macht auf
dem Markt besitzt, d. h. wer nicht durch Wettbewerb kontrolliert ist, darf nicht frei sein.
Der Lohn muß der Arbeitsleistung entsprechen und soll nicht nur für eine
angemessene Lebensführung des Arbeitnehmers, zu der auch die Teilnahme am Kulturleben gehört, ausreichen, sondern auch die Gründung und Erhaltung einer Familie sichern.
Wirtschaftliche Machtpositionen einzelner waren es, welche die
Forderung nach Sozialisierung entstehen ließen. Durch Leistungswettbewerb und Monopolkontrolle werden wirtschaftliche Machtpositionen zerstört oder unter die Kontrolle des Monopolamts gestellt. Dadurch wird der sozialschädliche Charakter, den zusammengeballtes Eigentum durch Machtmißbrauch annehmen kann, beseitigt.
Die „soziale Marktwirtschaft" kann nur dann verwirklicht werden, wenn sie
das Vertrauen aller Schichten des Volkes besitzt, d. h., wenn sich Unternehmer, Arbeiter, Angestellte und Verbraucher aktiv an ihrer Durchführung beteiligen. Wenn sich die Arbeiter und Angestellten der „sozialen Markwirtschaft" versagen, entartet sie in eine freie Wirtschaft alten Stils, d. h. in eine privat vermachtete unsoziale Wirtschaft, die gekennzeichnet ist durch Gruppenkämpfe, Ausnutzung des Staates durch Interessenten, durch soziale Spannungen und übermäßige Wirtschafts-, Staats- und Völkerkrisen
Wirtschaftskrisen sind keine Naturereignisse sondern Folgen falscher wirtschaftlicher Entschlüsse und Handlungen in Betrieben, Gewerbe und in der Wirtschaftspolitik. Sie können durch eine sachverständige und elastische Wirtschaftspolitik, z. B. durch eine konstruktive Kredit- und Währungspolitik, ferner aber auch durch eine richtige öffentliche lnvestitionspolitik verhindert werden. Alle öffentlichen Körperschaften müssen in Zeiten der Konjunktur die ihnen obliegenden Investitionen verlangsamen und sparen. In Zeiten der Depression müssen sie die gesparten Mittel verwenden, um in erhöhtem Maße zu investieren und damit die Arbeitslosigkeit zu überwinden
Vor allem für diejenigen die immer davon reden dass sie alles wieder so haben wollen wie früher und gleichzeitig aber noch extremistischere Ansichten vertreten als heute Mainstream sind in diesen Parteien.
Der Lohn muß der Arbeitsleistung entsprechen und soll nicht nur für eine angemessene Lebensführung des Arbeitnehmers, zu der auch die Teilnahme am Kulturleben gehört, ausreichen, sondern auch die Gründung und Erhaltung einer Familie sichern.
Ich würd in der Passage gerne noch eine Hervorhebung vorschlagen;
Der Lohn muß der Arbeitsleistung entsprechen und soll nicht nur für eine angemessene Lebensführung des Arbeitnehmers, zu der auch die Teilnahme am Kulturleben gehört, ausreichen, sondern auch die Gründung und Erhaltung einer Familie sichern.
Wenn man sich mal anschaut wie viel Geld für Kultur in Budgets von Menschen die Mindestlohn verdienen übrig bleibt ist das geradezu ein Hohn.
Erstaunlich, dass ein Wahlprogramm mal so aussah.
Was ich so aus den Medien mitbekomme, war der große Schritt in die Richtung, in der wir die Union heute kennen ja in den 70ern und 80ern. (in Anlehnung an Reagan und Thatcher). Das wäre sicherlich ein spannender Kontrast bzw. die Entwicklung der Programm in den 30 Jahren dazwischen und welche entscheidenden Schritte der Veränderung man darin identifizieren kann finde ich spannend. Würde mich nicht wundern, wenn's da schon gute Literatur zu gäbe.
Kleiner Denkfehler in deim schönen post hier. Ideen sind nicht grundsätzlich schlecht, nur weil jemand schlechtes sie mal wiederholt oder vertreten hat.
Kleiner Denkfehler in deinem Kommentar - es geht nicht darum, dass die Positionen schlecht wären, sondern dass diese für die Parteien, aus deren Programm sie stammen, heute undenkbar wären, weil "zu links".
Wenn also entsprechende ablehnende Kommentare von den Vertretern dieser Parteien zu diesen Positionen kommen, sollte man ihnen diese vertretenen Werte/Aussage um die Ohren hauen, die von denjenigen historischen Figuren ihrer Partei stammen, auf die sie sich gerne berufen.
Sehr nützlich, wenn man mit Unions-Heinis diskutiert und dann plötzlich seine linken Positionen mit Passagen untermauern kann...
Ja mein Fehler, hab glaub diesen Satz irgendwie fehl interpretiert oder falsch gelesen und hatte den Eindruck er wollte damit die genannten Punkte invalidieren. Danke dir für die Korrektur!