Da gibt es für mich gar nichts zu interpretieren. Ich habe zunächst den verlinkten Artikel gelesen. Nichts drin von wegen Gewaltaufruf der (ohnehin nicht als homogenen Gruppe existierenden) Antifa.
Danach habe ich mir die strittige Website natürlich auch angeschaut. Da stehen ein paar Dinge, die ich persönlich nicht toll finde (z.B. die Adressen), aber auch dort konnte ich keinen Gewaltaufruf finden.
Der Aufruf zur Gewalt steckt erstmal in deinem Kopf, keine Ahnung wieso. Aus deinen Ausführungen werde ich nicht schlau. Wenn du dir die Seite anschaust, dann geht es ganz evident nicht um die Adressen der Kandidaten, sondern um deren kaputte Weltanschauung.
Es geht daneben auch ganz ausdrücklich nicht um den Peter und die Stephanie von nebenan. Es geht hier allesamt um Menschen, die sich aus freien Stücken selbst dazu entschieden haben, offen am politischen Willensbildungsprozess teilnehmen zu wollen und damit einen gewissen Schutz ihres allgemeinen Persönlichkeitsrechts aufgegeben haben. Das ist halt so, wenn man sich als Politiker betätigt. Sogar dein grundrechtlicher Persönlichkeitsschutz gegenüber dem Staat ist dann geringer.
Wie weit das im Einzelfall reichen darf/soll/kann, darüber können wir gerne streiten. Auf keinen Fall muss irgendjemand einen Aufruf zu Gewalttaten gegen sich hinnehmen. Sogar dann, wenn man Mitglied einer rechtspopulistischen Partei ist, deren Institutionen der Verfassungsschutz beobachtet bzw. gerne beobachten will und die auch von anderen Stellen als gesichert rechtsextrem eingestuft werden.
Ich will auch sicher nicht sagen, dass man dann kein Recht mehr hätte seine Privatadresse privat zu halten.
Nur damit zurück zur Ausgangsfrage: Wo genau ist bitte dieser Gewaltaufruf, außer in deiner sehr weit gegriffenen Interpretation, die ich nur nachvollziehen könnte, wenn du dir die gegenständliche Seite nie angeschaut hättest oder das einfach meinst, weil "Gründe und sowieso und überhaupt"?
Nach meinem Dafürhalten müssen sich Politiker, die für ihre Partei zu einer Landtagswahl antreten durchaus gefallen lassen, wenn die Öffentlichkeit weiß wer sie sind, wozu sie sich öffentlich bekennen und wer da zur Wahl antritt. Und das ist der mit Abstand größte Teil an Informationen, die du auf dieser Veröffentlichung dieser Antifa-Gruppe finden wirst.
Muss man daneben noch die Privatadressen zu diesen Infos dazu packen? - Nein.
Ist das strafbar? - Glaub ich nicht, aber sollen die betroffenen AfDler gerne Strafanzeign stellen und der Rechtsstaat das entscheiden.
Implizieren Adressen für sich genommen den Aufruf zur Gewalt gegenüber wer auch immer dort wohnt? - Nein.
Da hat sich keiner hingesetzt und die Melderegister aller Gemeinden der hessischen AfD-Listen- und Direktkandidaten gehackt, nur um sie online zu stellen. Ich verwette mein Pferd, dass diese Antifa-Gruppe die Adressen aus Veröffentlichungen der Kandidaten selbst oder öffentlich zugänglichen Datenbanken kopiert haben.
Ich verwette mein zweites Pferd, dass damit keiner der Erschaffer dieser Seite eine Messerstecherei vor dem Bahnhof lostreten wollte.
Nirgends findest du auf dieser Website Fahndungsplakate mit Aufrufen diese AfDler auf offener Straße anzugreifen oder ihnen Backsteine ins Wohnzimmer zu werfen. Nirgendwo steht etwas im Sinne von "Wir finden dich und schnappen dich", sondern höchstens "Wenn du ein öffentliches Amt bekleiden willst, dann soll jeder wissen, wer du bist".
Was du auf der Website findest, sind Infos wer diese, sich zu einer öffentlichen Wahl stellenden Menschen sind, welche Gesinnung sie öffentlich vertreten und u.a. mit welchen Leuten aus nationalsozialistischen Kreisen die sich rumtreiben oder z.B. was sie selbst für faschistische oder Nazirhetorik von sich gegeben haben.
Das sind (zumindest m.E.) primär sehr wichtige Informationen, wenn du dich als Mensch mit mindestens zwei funktionierenden Gehirnzellen vor einer politischen Wahl rudimentär über die Kandidaten informieren willst.
Es wäre tragisch, wenn du dir - was ich nicht weiß und dir nicht unterstellen will - nicht die eine Minute Arbeit gemacht hättest, diese Seite selbst rauszusuchen. Sie ist nicht schwer zu finden.
Aber dann verstehe ich deinen Beitrag einfach nicht und wie du ernsthaft einen Gewaltaufruf unterstellen kannst. Ich weiß wirklich nicht, wo das her kommt.
Es ist gleichzeitig unverzeilich (und hat nichts mit deinem Beitrag zu tun), wie sich hier wieder viele "Journalisten" überhaupt nicht journalistisch mit der Story auseinandersetzen sondern den armen armen Faschisten der hessischen AfD lieber eine Platform geben, um sich als Opfer der mächtigen, bösen Antifa und des Staates zu inszenieren, der sie nicht vor dem großen schwarzen Antifa-Mann beschützt.
Diese Antifa-Gruppe hat womöglich etwas verwerfliches getan, indem sie die öffentlich zugänglichen Adressen von Politikern für zur Wahl stehende Mandate einer Landtagswahl nebst den viel bedeutsameren Informationen über diese Kandidaten noch einmal zusammengetragen und veröffentlicht hat. Ich will nicht sagen, dass das richtig oder falsch war und weiß nicht, ob ich das überhaupt könnte.
Und egal wie unwahrscheinlich das ist, ich hoffe natürlich, dass kein geistig verwirrter Mensch mit Hilfe der auf dieser Seite erfassten Adressen Gewalttaten gegen diese Leute verübt, gleich wie verachtenswert sie und ihre Ansichten auch sein mögen.
Trotzdem steht wohl unzweifelhaft fest: Das ist keinen Gewaltaufruf. Das geben die Fakten einfach nicht her.
Das kann man auch nicht so interpretieren, außer man ist von der AfD und will mal wieder die Rolle des Opfers einnehmen oder man will Clickbait-Content produzieren. Wie du als (ich nehme an normaler Lemmy-User) zu dieser Meinung gekommen bist, das verstehe ich nicht.
Es steht jedem Dritten frei sich die Seite im Netz gerne selbst anzuschauen und sich ein eigenes Bild zu machen.