Stell dir vor wir würden in einer Gesellschaft aufwachsen, in der es keinen Konsens für Sex geben würde. Das war ja bis vor wenigen Jahrzehnten noch so.
Ja, du bringst dieses Beispiel aber, weil du weißt, dass wir da beide ähnlich drüber denken, es für uns beide ein klares Tabu ist. Der Punkt ist aber, dass das bei Fleisch essen trotz allem nicht so ist. Für dich ist das ein vergleichbares Tabu, für jemand anderen jedoch absolut nicht. So, wie es auch heute Gesellschaften auf der Welt gibt, die das mit dem Konsens und Sex nicht so sehen wie wir - und entsprechend verwirrt auf deine Analogie reagieren würden. Es kommt immer auf den jeweiligen Blickwinkel an und darauf, die Existenz dieser Blickwinkel anzuerkennen.
Der Knackpunkt ist, dass du dein persönliches Tabu schlicht nicht jemand anderem überstülpen kannst. Also du kannst es einem natürlich mit Gewalt aufzwingen wollen, aber dann musst du damit rechnen, dass die Gegenseite ebenfalls zur Gewalt greift. Ich denke, über den Punkt sind wir seit Inquisition usw. hinweg. Überzeugung geht einzig über den Kopf und nicht mit der Faust.
Wir alle schauen subjektiv auf die Welt und keiner kann in Gänze nachvollziehen, wie der andere auf sie blickt. Geschweige denn seine Perspektive mit Zwang übernehmen. Was du beeinflussen kannst, ist letztendlich nur dein eigenes Leben. Wenn du für dich so eine Entscheidung klar getroffen hast, ist das doch super! Damit macht der einzige Mensch, den du letztlich zu verantworten hast, das, was du für richtig erachtest. Und das ist viel wert. Das auch von den anderen Menschen zu erwarten, garantiert allenfalls ein Leben in der fruchtlosen Frustration, denn es kann gar nicht gelingen. Darum streiten wir uns auch nicht, denn es bringt nichts, sich über eine Sache zu streiten, die man nur mit sich selber ausmacht.