Das Buch stellt ganz wundervoll dar, wie konservative Kräfte seit Reagan aufgehört haben über Inhalte zu sprechen und ausschließlich werteorientierten Wahlkampf betreiben. Dazu holen die Autorin und der Interviewte Wissenschaftler ein Bisschen aus, um den Neurowissenschaftlichen Hintergrund zu erläutern, der erklärt warum das so gut funktioniert. (Dafür müsstest du dann das Buch lesen).
Dieses Wissen wird auf der progressiven politischen Seite größtenteils ignoriert. Eine der wenigen Kampagnen "progressiver" Politiker, die das genutzt haben war die Obama Kampagne 2008 (Yes, we can/Change). Die wird im Buch auch explizit besprochen.
Eine der wenigen Personen in Deutschland, die auf progressiver Seite politisches Framing gut konnte war Franziska Giffey. Die hat mit Wort Konstruktionen wie das "gute Kita Gesetz" keinen Zweifel daran gelassen, wer in den Debatten auf welcher Seite steht. Beim "Heizungsgesetz", das ja nicht so heißt, hat dagegen Robert Habeck komplett die Kontrolle über die Debatte verloren, weil er sie eben nicht richtig geframed hat.
Der Wähler fragt sich eben nicht: "Wessen Politik ist besser für mich?" Große Wählergruppen wählen gegen ihre eigenen Interessen Konservativ. Die Kommunikation der Progressiven ist aber nicht überzeugend. Die denken immer noch: "Wieso wählen die mich nicht? Ich hab doch Recht und meine Lösung ist voll gut für alle".