All die Dinge die du hier als ruecksichtsloe Regelverstoesse aufgefuehrt hast (abgesehen vom durch die Spielstrasse heizen) habe ich auch schon gemacht, und zwar jedes Mal unabsichtlich.
Ueber Rot bin ich z.B. an dieser Kreuzung gefahren:
Rechts vom Radweg ist im Bild die gruene Fussgaengerampel, und an dem Pfosten links vom Radweg sieht man die rote Fahrradampel, die im 45 Grad Winkel zum Ueberweg angebracht ist. Auf der gesamten Strecke entlang der B13 gibt es diese Konstellationen aus Fussgaengerampel + separater Ampel fuer Radfahrer. Macht ja auch Sinn, ein schneller Radfahrer kann noch spaeter drueber fahren als ein langsamer Fussgaenger. Nur in dem Fall ist die Radfahrer-Ampel eben nicht fuer den Uebergang parallel zur B13, sondern quer. Sieht man halt nicht, insbesondere weil die Fussgaengerampel vom Licht her nicht das Fussgaenger + Radfahrer Symbol verwendet. Ich bin also vorschriftsgemaess bei Rot angehalten, und als sie Gruen wurde losgefahren - gleichzeitig mit dem von rechts kommenden PKW der mich dann natuerlich angehupt hat...
Ein weiteres Problem mit Ampeln ist auch, dass bei gemsichten Fahrrad- und Fussgaengerampeln eigentlich immer, aber auch bei reinen Fahrraddampeln haeufig eine Gelbphase fehlt. Wenn ich mit 25km/h-30km/h auf dem Radweg fahre und 15m vor mir die Ampel auf Rot wechselt werde ich sicher keine Vollbremsung hinlegen, nur um nicht ueber Rot zu fahren. Da faehrt mir dann mit Sicherheit jemand von hinten auf.
In der Muenchner Innenstadt gibt es Fussgaengerzonen, die eigentlich duenne Strassen mit recht breiten Buergersteigen auf beiden Seiten sind, wie z.B. hier. Auf der Strasse ist ueblicherweise Linienverkehr, Lieferverkehr und Fahrradfahren erlaubt, wie auch in dem verlinkten Beispiel. Dann gibt es aber auch Fussgaengerzonen, die nahezu identisch aussehen, in denen Fahrradfahren aber nur Nachts erlaubt ist. Da die Schilder entsprechend viel Text haben (sieht man ja auch im verlinkten Beispiel) hat man gar nicht die Zeit, das alles zu lesen, wenn man da in normalem Rad-Tempo in eine solche Fussgaengerzone abbiegt, in der man eigentlich nicht fahren duerfte. Ist mir daher auch schon passiert.
Ich bin auch schon gegen die Fahrtrichtung auf einem Radweg gefahren, weil aus einem Radweg der in beide Richtungen freigegeben ist ein Radweg wurde, der nur in eine Richtung freigegeben ist und man dort an der Kreuzung die Strassenseite wechseln haette sollen. Allerdings war das entsprechende Schild zur Aufhebung des beidseitigen Radweges so von Gebuesch verdeckt, dass ich es nicht gesehen habe.
Und in einigen Ortschaften wird der selbe Buergersteig entlang der Hauptstrasse vom fuer den Radverkehr freigegebenen Fussweg zum benutzungspflichtigen, strassenbegleitenden gemeinsam genutzten Fuss- und Radweg, dann zum reinen Fussgaengerweg und wieder zum fuer den Radverkehr freigegebenen Fussweg. Oftmals ohne nach jeder Kreuzung die Schilder zu wiederholen, weshalb man sich dann nur anhand der auf den Kreuzungen rot eigezeichneten Fahrradspuren ableiten kann, dass der Buergersteig wohl weiterhin ein Radweg ist. Oder auch schoen ist, wenn der in beide Fahrtrichtungen zu nutzende Radweg alle 200 Meter von links der Fahrbahn zu rechts der Fahrbahn und dann wieder zurueck wechselt. Besonders hervorzuheben ist da ein Nachbarort, in dem ich inzwischen nur noch auf der Strasse fahre, weil ich selbst beim 10. durchfahren immernoch nicht verstanden hatte, an welchen Stellen in welche Richtung Radwege bzw fuer den Radverkehr freigegebene Fusswege sind.
Der Punkt ist, dass viele von den Dingen, die nach ruecksichtslosem Verhalten aussehen einfach auch voellig unabsichtlich passieren koennen. Der Grund dafuer ist der absolut unterirdische Zustand der Fahrradinfrastruktur. Als Autofahrer muss man im Normalfall nur auf Schilder rechts neben der Fahrbahn oder ueber der eigenen Fahrspur achten. Als Radfahrer muss man eigentlich an jeder Kreuzung schauen, ob links 3m neben der Fahrbahn vielleicht gerade ein Radweg fuer beide Fahrtrichtungen beginnt, oder ob der eigene Radweg die Strassenseite wechselt, dann natuerlich noch nach potentiell vorhandenen Fahrradampeln ausschau halten usw. Wenn die Verkehrsfuehrung fuer Radfahrer auch nur halb so gut waere wie fuer den motorisierten Verkehr wuerden sicherlich weniger solcher Fehler passieren, gerade auf unbekannten Strecken.
Da habe ich auf keinen Fall Lust, mich jedes Mal gegenueber irgendjemandem rechtfertigen zu muessen, nur weil ein uebermotivierter Anwohner der natuerlich die genaue Wegfuehrung vor Ort auswendig kennt meint, den "ruecksichtslosen" Radfahrer ankreiden zu muessen.