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Unterstützt du die Ziele der Letzten Generation?

Das ist hier zwar schon eine krasse Bubble aber mich interessiert es dennoch: Unterstützt du die Ziele der Letzten Generation? In den Augen vieler, sind die Bürger:innen, die sich z.Z. täglich in Bayern hauptsächlich auf die Straße kleben ein massiver Dorn im Auge und Kritik ist immer angebracht, sowohl zu der Organisation selbst als auch ihrem Vorgehen oder ihren Zielen. Daher eben nochmal meine Frage: Unterstützt du:

  1. 100km/h Tempolimit auf Autobahnen
  2. 9€-Ticket
  3. Gesellschaftsrat Klima

?

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230 comments
  • Nein, ja, ja


    Ich bin kein Fan eines Tempolimits. Es setzt mMn an der falschen Stelle an und schiebt "Schränk dich gefälligst ein!" auf die Einzelperson. Es ist auch unabhängig vom CO2 Ausstoß, da EAutos genauso eingeschränkt werden wie alte Verbrenner. Die Autobahn ist bereits eine exklusive Autozone, ob da jetzt sehr schnell oder extrem schnell gefahren wird ist dann auch egal. Systemische Änderungen sind mMn da viel wichtiger. Ein ordentlicher CO2 Preis mit sozialer Rückzahlung und kostenloser ÖPNV zum Beispiel. Auf absehbare Zeit wird Individualverkehr eh rein elektrisch unterwegs sein, ein Tempolimit nützt dann genau nichts mehr um CO2 zu sparen.

    Als Teil eines umfassenden Paketes würde ich ein generelles Tempolimit aber akzeptieren. Sei das aus gesundheitlicher Sicht (z.B. neben Werbeverbot für Kindersüßigkeiten und irgendein Gesamtkonzept um Sport in der breiten Bevölkerung zu fördern) oder als Teil einer verkehrsplanerischen Zeitenwende (neben tempo 80 auf Landstraßen, 30 Innerorts, Sondervermögen und Sonderrechten für Bahn- und Radinfrastruktur und kostenlosem ÖPNV).

    Ich habe übrigens kein eigenes Auto und finde die ~drei mal im Jahr, die ich Auto fahre das Fahren auf der Autobahn trotz des ein oder anderen "Rasers" vollkommen ok. Da wäre mir Tempo 30 in Städten wichtiger, und das nicht nur, weil ich den Großteil der Zeit zu Fuß unterwegs bin.


    Erst heute habe ich einen Bericht gelesen, dass fast 10% der Deutschlandticketnutzer aufgrund des Tickets auf den ÖPNV umgestiegen sind. Diesen Erfolg könnte man mit einem 9€ Ticket noch weiter steigern. (Wenn das alles Pendler sind, die vorher Auto gefahren sind übersteigt vermutlich bereits die jetztige Maßnahme das CO2 Einsparpotential des Tempolimits.)

    Da geh ich sogar noch weiter und würde einen kostenloser ÖPNV sehr begrüßen.
    Ich zahle keine 30% Steuern, dass damit die Rente querfinanziert wird (die Rentenbeiträge wurden seit 5 Jahren nicht erhöht, ist das nicht toll?! Ignoriert bitte die 100 Milliarden (!), die wir aus dem Bundeshaushalt dafür abzwacken), mit Abfrackprämien die Automobilindustrie gestützt wird und noch mehr Autobahnen gebaut werden (wenn jeder Autofahrer seine Freizeit mit 20€/h wertschätzt und dieses neue Autobahnkreuz jedem Fahrer 20 Sekunden spart lohnen sich die 100 Millionen! Völlig sinnvolle Annahmen, oder?).
    Ich zahle 30% Steuern, damit uns der Staat in seiner einzigartigen Monopolposition geilen Scheiß bereitstellen kann. Da gehört "einfach so" Geld bekommen, wenn man arbeitslos ist genauso dazu wie eine (nahezu) kostenlose Bildung bis zum höchsten Abschluss. Und ich finde da sollte auch der ÖPNV dazugehören. So teuer wäre das auch gar nicht, mit 16Mrd im Jahr ist das locker gebongt. Das sind 200€/Person/Jahr, oder circa 400€/Steuerzahler/Jahr. Zumal zu erwarten ist, dass der unbeschränkte Zugriff auf Mobilität nicht nur die Lebensqualität, sondern auch den Konsum steigern wird (=mehr Steuern). Außer halt von Benzin, der Konsum wird fallen.


    Bezüglich Gesellschaftsrat bin ich mir unsicher was das Konzept im Detail ist. Verbindliche Anweisungen an die Regierung kann ich mit meinem Verständnis von "Demokratie = gewählte Volksvertreter" nicht in Einklang bringen. (edit: der Vorschlag der letzten Generation fordert konkrete Gesetzesvorschläge, die der Gesellschaftsrat erarbeitet und die die Bundesregierung in den Bundestag zur Abstimmung geben soll.)

    Mir ist aber bewusst, dass Gesellschaftsräte ein unglaublich effizientes Mittel sind um akzeptable Kompromisse für die gesamte Bevölkerung zu finden. Also zumindest im Rahmen eines Beratungsgremiums, dem Politiker nicht aus Zwang, sondern aus Überzeugung über die Korrektheit der Beschlüsse folgen, bin ich sehr stark für die Bildung eines solchen Rates.

    • Auf absehbare Zeit wird Individualverkehr eh rein elektrisch unterwegs sein, ein Tempolimit nützt dann genau nichts mehr um CO2 zu sparen.

      Doch, sobald die Bahn auf mittleren und langstecken schneller am Ziel ist als als Autos und mehr Verkehr auf die Schiene verlegt wird, würden die Emissionen aus dem Individualverkehr zurückgehen.

      Hinzu kommt, das auch eautos deutlich mehr verbrauchen je schneller sie fahren, womit die Reichweite bei Autobahnfahrten abnimmt.

    • Aber muss Demokratie immer durch gewählte Volksvertreter gehen? Der Gesellschaftsrat soll ja repräsentativ zusammengesetzt sein und kann so auch die Herrschaft des Volkes umsetzen oder nicht?

      • Ein guter Punkt! Wenn der Gesellschaftsrat repräsentativ ist würde er schon gewissermaßen den Willen des Volkes wiedergeben.

        Ich hab mir jetzt mal die Forderung nach einem Gesellschaftsrat der Letzten Generation durchgelesen: https://letztegeneration.org/gesellschaftsrat/
        Auszüge:

        Der Gesellschaftsrat erarbeitet in einem definierten Zeitraum die nötigen Schritte unter der Fragestellung: Wie beendet Deutschland bis 2030 die Nutzung fossiler Rohstoffe auf sozial gerechte Weise?  Das bedeutet, dass wir unsere Energieversorgung komplett auf 100% erneuerbare Energien umstellen. Zudem müssen menschengemachte Treibhausgasemissionen, die nicht durch das Verbrennen fossiler Rohstoffe entstehen, ebenfalls beendet werden. Dazu gehört eine Kreislaufwirtschaft, die der Verschwendung ein Ende bereitet und somit den Energiebedarf erheblich reduziert und eine klimapositive, also kohlenstoffbindende Landwirtschaft.

        Unsere Forderung: Die Regierung soll öffentlich zusagen, die mit den im Gesellschaftsrat erarbeiteten Maßnahmen verbundenen Gesetzesvorhaben in das Parlament einzubringen. Außerdem soll sie die für die Maßnahmen und Gesetzesvorhaben nötige Überzeugungsarbeit im Parlament leisten und die Gesetze nach Verabschiedung in einer beispiellosen Geschwindigkeit und Entschlossenheit umsetzen.

        Natürlich braucht der Rat ein Ziel, auf das hingearbeitet wird. Die Anmerkungen danach sehen für mich aber schon eher so aus, als ob für die Letzte Generation nicht nur das Ziel, sondern auch die Ergebnisse schon von vornherein klar sind. Tut in der letztendlichen Umsetzung vermutlich nichts zur Sache, aber ist halt kein guter Beigeschmack für den Vorschlag.
        Aber der Vorschlag ist schon, dass der Bundestag über die Gesetzesvorhaben, die mit den im Gesellschaftsrat erarbeiteten Maßnahmen verbunden sind, abstimmt.

        Außerdem wird sich auf den Klimarat aus dem Jahr 2021 bezogen und betont, dass die Ergebnisse in der Bevölkerung mit "absoluten Mehrheiten" auf Zustimmung stießen. Ich hab jetzt nur die Ergebnisse der Studie zur Akzeptanz der Ergebnisse in der Bevölkerung überflogen, aber wenn die Ergebnisse wirklich "Die Klimawende muss sozial gerecht sein" etc waren, dann kann man sich so ein Projekt auch schenken. Dass das so sein sollte ist klar. Die Frage ist, was alles wie im Detail umgesetzt wird, damit das dann auch passiert!
        Auch so Ergebnissen wie "Videokonferenzen sollen klimaschädliche Reisen ersetzen" kann man auf dem Papier leicht zustimmen, aber wer verlegt das Familien- oder Freundestreffen online? Keiner.
        Mehr Investitionen in Bahn und erneuerbare Energien kann man leicht fordern, aber das Geld dafür zu finden ist nicht so leicht. (Wobei ich ja der Meinung bin, die komische Schwarze Null kann man getrost aufgeben, um in die Zukunft unseres Landes zu investieren, Womit das eine der wenigen Forderungen ist, die man tatsächlich ohne weiteres Umsetzen könnte. Schulden aufnehmen, Etat des Verkehrsministeriums für die Bahn erhöhen. Fertig.)

        Edit: Die Forderungen im tatsächlichen Abschlussbericht des Gesellschaftsrates Klima 2021 (PDF - Achtung, lädt direkt runter) sind etwas konkreter als das, was die Studie dann in der breiten Bevölkerung gefragt hat um die Akzeptanz zu messen. Lustig finde ich, dass selbst dieser Gesellschaftsrat das von der Letzten Generation angestrebte Ziel bis 2030 rein erneuerbare Energie zu erzeugen nicht eingehalten hat. Das Abschlussergebnis ist "Die gesamte Energieversorgung Deutschlands soll bis 2035 zu 70% und bis 2040 zu 90% aus erneuerbaren Energien gedeckt werden. Im Stromsektor sollen die 100% bereits bis 2035 erreicht sein."
        Die Finanzierung ist auch hier nicht im Detail dargelegt, außer in einzelnen Beschlüssen wie "Die nächsten 5 Jahre sollen 70% der verfügbaren Finanzmittel für Infrastruktur in den Ausbau von Gleisen und Radverkehr anstatt in den Straßenbau fließen."

        • Die Anmerkungen danach sehen für mich aber schon eher so aus, als ob für die Letzte Generation nicht nur das Ziel, sondern auch die Ergebnisse schon von vornherein klar sind. Tut in der letztendlichen Umsetzung vermutlich nichts zur Sache, aber ist halt kein guter Beigeschmack für den Vorschlag.

          Hm, das mag man so sehen, wenn man meint, dass die Anmerkungen Meinung und nicht Fakten sind. Andererseits hast du aber recht, das hätte da nicht hingemusst, oder man hätte es als ein "z.B. mit Maßnahmen in diesen Bereichen" markieren können. Ist aber mMn vertretbar, denn eigentlich alle Punkte davon sind in der Allgemeinheit in der sie da stehen eigentlch zwingend an der Lösung beteiligt, wenn man die Zielsetzung ernst nimmt.

          ich versteh aber ehrlich gesagt nicht, warum du dich so sehr an dem Klimarat abarbeitest. Ja das ist eines der wenigen Beispiele für einen solchen Rat, deswegen bezieht sich der Text der LG darauf, aber niemand sagt: Wir machen das alles genau so wie die. Die Zielsetzung ist thematisch sehr ähnlich, beim Klimarat war aber klar, dass das von der Politik höchstens als Meinung aus dem Volk angehört wird, aber niemals (selbst wenn die Vorschläge konkret genug gewesen wäre) so umgesetzt hätte. In dem Rahmen den die LG vorschlägt ist die Zielsetzung hinsichtlch der Präzision/Konkretisierung eine komplett andere. Ich geh mal trotzdem auf ein paar Punkte ein.

          Auch so Ergebnissen wie “Videokonferenzen sollen klimaschädliche Reisen ersetzen” kann man auf dem Papier leicht zustimmen, aber wer verlegt das Familien- oder Freundestreffen online? Keiner.

          Das ist halt deine Meinung. Wenn (klimaschädlich) Reisen prohibitiv teuer wird sehe ich das durchaus kommen. Insgesamt zeigt das Argument aber durchaus das Dilemma in dem die Politik steckt: Das Volk will den Klimaschutzkuchen haben aber es will ihn auch essen.

          Mehr Investitionen in Bahn und erneuerbare Energien kann man leicht fordern, aber das Geld dafür zu finden ist nicht so leicht. (Wobei ich ja der Meinung bin, die komische Schwarze Null kann man getrost aufgeben, um in die Zukunft unseres Landes zu investieren, Womit das eine der wenigen Forderungen ist, die man tatsächlich ohne weiteres Umsetzen könnte. Schulden aufnehmen, Etat des Verkehrsministeriums für die Bahn erhöhen. Fertig.)

          Volle Zustimmung. Das Argument für die Schwarze Null "aber die Schulden muss dann doch die nächste Generation tragen" verfängt hier einfach nicht. Die nächste Generation muss auch die Schäden zahlen die durch den Klimawandel kommen und die werden immer teurer je weiter der Klimawandel fortschreitet.

          Lustig finde ich, dass selbst dieser Gesellschaftsrat das von der Letzten Generation angestrebte Ziel bis 2030 rein erneuerbare Energie zu erzeugen nicht eingehalten hat. Das Abschlussergebnis ist “Die gesamte Energieversorgung Deutschlands soll bis 2035 zu 70% und bis 2040 zu 90% aus erneuerbaren Energien gedeckt werden. Im Stromsektor sollen die 100% bereits bis 2035 erreicht sein.”

          Weiß nicht was daran so komisch ist, das sind halt verschieden Gruppen und die haben sich für ihren Klimarat eine andere Zielsetzung genommen als die LG sie für den Gesellschaftsrat formuliert hat.

          Die Finanzierung ist auch hier nicht im Detail dargelegt, außer in einzelnen Beschlüssen wie “Die nächsten 5 Jahre sollen 70% der verfügbaren Finanzmittel für Infrastruktur in den Ausbau von Gleisen und Radverkehr anstatt in den Straßenbau fließen.”

          Das ist eine faire Kritik, in dem Rat der von der LG gefordert wird ist aber explizit die soziale Frage mit bedacht. In dem Klimarat war zwar auch immer wieder von "gesellschaftlichem Konfliktpotential" die Rede, sozialer Ausgleich war aber nicht zwinged im Fokus. Und dann ist die Finanzierung "nur" ein nebensächliches Politikum. Das sollte beim Gesellschaftsrat anders laufen, da hast du Recht.

          • ich versteh aber ehrlich gesagt nicht, warum du dich so sehr an dem Klimarat abarbeitest.

            Tu ich nicht. Ich wollte eine ausführliche Antwort auf deinen Kommentar schreiben. Wie du mir durch deine ebenfalls lange Antwort gezeigt hast sind gute Diskussionen im Internet möglich und mir gefällt so eine Art der Auseinandersetzung eben. Hätte ich mit einem schnippischen Dreizeiler geantwortet hätte ich nie die genauen Forderungen der letzten Generation durchgelesen. Ich bin ausschließlich auf den Gesellschaftsrat eingegangen, da du auch nur den einen Punkt in deinem Kommentar angesprochen hast.

            Meine ursprüngliche Meinung zu dem Gesellschaftsrat hat sich nicht geändert:

            Mir ist aber bewusst, dass Gesellschaftsräte ein unglaublich effizientes Mittel sind um akzeptable Kompromisse für die gesamte Bevölkerung zu finden. Also zumindest im Rahmen eines Beratungsgremiums, dem Politiker nicht aus Zwang, sondern aus Überzeugung über die Korrektheit der Beschlüsse folgen, bin ich sehr stark für die Bildung eines solchen Rates.

            Im Gegenteil, da der Vorschlag der letzten Generation explizit eine Abstimmung im Bundestag vorsieht, fällt mein einziger Kritikpunkt am Kernaspekt der Forderung weg. Ich werde meinen Kommentar dementsprechend anpassen. Als Wissenschaftler hätte ich mir halt aussagekräftigere Zitate für die Vorteile eines Gesellschaftsrates gewünscht.

            In den restlichen Punkten, wo du auf meinen Kommentar über den Klimarat 2021 eingegangen bist sehen wir die Sache ziemlich identisch, deshalb hab ich dem nichts mehr hinzuzufügen :)

            • Tu ich nicht. Ich wollte eine ausführliche Antwort auf deinen Kommentar schreiben. Wie du mir durch deine ebenfalls lange Antwort gezeigt hast sind gute Diskussionen im Internet möglich und mir gefällt so eine Art der Auseinandersetzung eben

              Fair enough. Ich war nur überrascht, weil ich sonst wenig von dem Klimarat lese. Ich habe das dann wohl falsch aufgenommen, ich hatte es so gelesen als wolltest du über diese Kritik am Klimarat Kritik an dem Gesellschaftsrat üben.

              Im Gegenteil, da der Vorschlag der letzten Generation explizit eine Abstimmung im Bundestag vorsieht, fällt mein einziger Kritikpunkt am Kernaspekt der Forderung weg

              Ich freu mich natürlich, dass das der Fall ist. Was mir sorgen bereitet ist, dass es dafür notwendig war, dazu den Text zu lesen. Versteh mich nicht falsch, das ist nicht deine Schuld! Die Aussagen dazu, dass das antidemokratische Diktatur durch Vorschriften für die Legislative wäre, waren überall und zu 99% ohne widerspruch zu lesen und zu hören. Wenn man sich nicht intensiv mit dem Thema beschäftigt ist es nur natürlich anzunehmen, dass der Vorschlag der LG unausgegoren und im Kern nicht umsetzbar wäre. Auch und insbesondere von Mitgliedern einer Koalition, die das Modell von Bürgerräten (natürlich in wesentlich weniger verbindlich aber immerhin) in ihrem Koalitionsvertrag festgeschrieben hatten kamen diese Aussagen. Hier muss ich mal den Aluhut aufziehen und böse in Richtung Medien und Politik den Zeigefinger erheben. Auf der anderen Seite sollte ich die Information, dass der Vorschlag der letzten Generation explizit eine Abstimmung im Bundestag vorsieht, einfach öfter in meinen Kommentaren zu dem Thema einbauen.

              Wir wollen die Entscheidungsfindung verbessern, indem wir neue Formen des Bürgerdialogs wie etwa Bürgerräte nutzen, ohne das Prinzip der Repräsentation aufzugeben. Wir werden Bürgerräte zu konkreten Fragestellungen durch den Bundestag einsetzen und organisieren. Dabei werden wir auf gleichberechtigte Teilhabe achten. Eine Befassung des Bundestages mit den Ergebnissen wird sichergestellt. Das Petitionsverfahren werden wir insgesamt stärken und digitalisieren und die Möglichkeit schaffen öffentliche Petitionen in Ausschüssen und im Plenum zu beraten.

              Seite 10 hier: https://www.bundesregierung.de/resource/blob/974430/1990812/1f422c60505b6a88f8f3b3b5b8720bd4/2021-12-10-koav2021-data.pdf?download=1

              Als Wissenschaftler hätte ich mir halt aussagekräftigere Zitate für die Vorteile eines Gesellschaftsrates gewünscht.

              Oh definitiv! Ich fürchte aber das krankt daran, dass das Modell noch wenig erprobt ist. Es ist meines Verständnisses nach geboren aus der Frustration mit dem aktuellen Modell und soll eben einige Schwächen davon beheben. Da aber absehbar ist, und an den wenigen Versuchen die es gab auch einigermaßen bestätigt, dass der Einfluss auf die tatsächliche Politik gering ist, ist der Aufwand eben sehr groß für einen eher geringen Nutzen. Es ist eine Art Henne-Ei Problem.

              Ich fände es aber, trotz der fehlenden wissenschaftlichen Untersuchung zu den Vorteilen, gut einen solchen Rat durchzuführen. Selbst wenn die Ergebnisse hinterher im Parlament keine Zustimmung finden, so muss die Politik sich doch noch fundierter als bisher erklären warum sie sich gegen die so ermittelten Wünsche des Volkes stellen, insbesondere wenn die den Rat begleitenden Experten die Ergebnisse als sinnvoll bewerten.

              Interessant ist aber, dass selbst ein solcher Bürgerrat wie ihn der Koalitionsvetrag vorsieht nirgendwo in Sicht ist bei dem Thema, womit man der LG aber auf jeden Fall einigen Wind aus den Segeln nehmen könnte.

              • Hier muss ich mal den Aluhut aufziehen und böse in Richtung Medien und Politik den Zeigefinger erheben.

                Da bin ich voll bei dir. Ich sehe hier vor allem die Medien als Problem. Sie bilden die Brücke, über die Politiker und Wissenschaftler mit der Bevölkerung kommunizieren. Wenn dort etwas verzerrt dargestellt wird bilden sich die Bürger eine verzerrte Meinung, die unter Umständen nicht auf Tatsachen fußt.
                Die kognitive Dissonanz der Medien war kaum auszuhalten! Auf Seite 1 die Blockaden der Letzten Generation heftigst anzuklagen, und auf Seiten 3, 7 und 15 sich darüber zu beschweren, dass es ja so heiß war in der letzten Woche und die Wälder vertrocknen! Besonders grotesk war es, als in Nürnberg ein Autofahrer in einen Stau gefahren ist, der durch eine Blockade der Letzte Generation entstanden ist. Das man vielleicht nicht Autofahren sollte, wenn man ein Stauende nicht erkennen kann wurde nirgends geschrieben. Oder dass letztes Jahr 8000 Menschen an Hitzeschlag gestorben sind. Oder dass der Klimawandel die Nahrungsgrundlage von Millionen von Menschen bedroht (zugegebenermaßen nicht in Deutschland, aber Verhungern und Vertreibung sind trotzdem die Folge). Aber dass die Letzte Generation ja quasi direkt den Autofahrer getötet hat, und dass das jetzt aber wirklich das Fass zum Überlaufen bringt, davon wurde viel geschrieben.
                Ich sehe bei dem Thema Klimawandel die Medien definitiv versagen, in dem Sinne, dass viel mehr auf Gefühle wert gelegt wird als auf Fakten und in Artikeln oft eine Einordnung in das große Ganze fehlt. Es hat schon teilweise einen extremen "Um eine Ausgewogene Diskussion zu bieten hören wir jetzt noch 30 Minuten, was eigentlich wissenschaftlich schon längst widerlegt ist." (Meme, was ich gestern irgendwo gesehen habe) Anstrich.

                Wir wollen die Entscheidungsfindung verbessern, indem wir neue Formen des Bürgerdialogs wie etwa Bürgerräte nutzen

                Das hatte ich schon komplett vergessen. Wäre wirklich die beste Methode um der LG den Wind aus den Segeln zu nehmen wie du so schön geschrieben hast und, um zu zeigen, dass man die Forderungen versteht, während man die Protestmethoden weiterhin kritisieren kann. Und auch unabhängig davon wäre es mal nett, wenn die Dinge, die im Koallitions"vertrag" stehen auch umgesetzt werden.

                • Das hatte ich schon komplett vergessen. Wäre wirklich die beste Methode um der LG den Wind aus den Segeln zu nehmen wie du so schön geschrieben hast und, um zu zeigen, dass man die Forderungen versteht, während man die Protestmethoden weiterhin kritisieren kann.

                  Ich gehe davon aus, dass man sich nicht traut an der Stelle die High-Road zu nehmen aus Angst, dass sich andere Gruppen diese Art von Protest auch zu eigen machen. (Und, hier wieder ein bisschen mehr Aluhut, vielleicht auch weil sie Angst vor dem Ergebnis eines solchen Bürgerrates haben). Insgesamt wirkt der ganze Umgang mit der LG etwas hilflos. "Normalerweise" haben Gruppen mit einer deartig "lauten" Protestform auch Anliegen, die ähnlich "laute" Veränderung herbeiführen würden. Das ist aber gar nicht der Fall, die Forderungen der LG sind ja mit Absicht ziemlich niederschwellig gewählt. Ich finde dazu kein Zitat aber ich meine die waren als "erste Schritte um wieder Vertrauen in die Regierung zu bekommen" gedacht. Dass es dazu wohl zu spät ist, ist wahrscheinlich klar. Jedenfalls wird eben mit aller Kraft versucht diesen "Normalzustand" herbei zu reden. Denn es kann ja nicht sein, dass Menschen mit derart un-normalen Methoden so normale Forderungen stellen.

      • Antwort: Nein, muss sie nicht! :)

    • EbAutos verbrauchen exponentiell mehr Strom bei hohen Geschwindigkeiten. Solange wir keine 100% erneuerbaren haben, steigen damit auch die Emissionen. Dazu kommen die Emissionen und Landverbrauch, Ressourcenverbrauch etc. weil die stärker belasteten Komponenten früher verschleißen. Oh und natürlich massig Mikroplastik vom Reifenabrieb.

      • lol, "exponentiell mehr strom" - beim luftwiederstand ist es glaube ich ~v³ (wobei v die geschwindigkeit ist), und das ist dann auch die höchste Potenz die da eingeht. Exponentiell ist es, wenn ~konstante^v. Also kann man bei sehr hohen Geschwindigkeiten annähernd sagen, dass E-autos kubisch mehr strom verbrauchen.

      • Jup, wenn man mit Kohlestrom tankt wird letzten Endes CO2 für die Fahrt freigesetzt. Aber wenn man mit Solarstrom tankt halt nicht. EAuto Fahrern würde ich schon der Gruppe Leute zuordnen, die dann auch direkt Solarzellen aufs Dach bauen und den Stromanbieter mit Windpark nehmen.

        Mikroplastik ist eine andere Thematik, die ja mit Klimawandel nix zu tun hat. Das Argument tut also nichts zur Sache von OP, aber als solches ist es trotzdem valide, deshalb spreche ich es auch noch an:
        Der Reifenabrieb scheint in der Tat extrem stark von der Geschwindigkeit abzuhängen (Fraunhofer TyreWearMapping Seite 34). Je langsamer, desto weniger Abrieb. Übrigens auch je weniger Beschleunigung wirkt (Bremsen oder Gasgeben). Aber auch hier finde ich den Einfluss innerorts sehr viel relevanter als irgendwo im Wald.
        Wie gesagt, wenn im Rahmen einer großangelegten Initiative für gesünderes Leben ein Tempolimit eingeführt wird heiße ich das willkommen. Aber als Einzelmaßnahme finde ich es halt mehr Homöopathie als zweckorientiertes Handeln.

        PS: die Diskussion über exponentielles Wachstum ist echt unnötig. Es macht einen massiven Unterschied, wenn man anständig über ein Thema diskutieren will, ob es exponentiell wächst oder nur hoch drei. Einfach den Kommentar editieren und weitergehen im Leben.

        • Da das E-Auto nicht mehr als hippes Mobilitätsangebot für den bewussten obere Mittelklassehaushalt, sondern als breites Massenangebot etabliert wird, ist das nicht mehr der Fall. Da kenne ich auch konkret mehrere Beispiele.

          Mikroplastik hat selbstverständlich etwas mit Klimawandel zu tun. Jede Belastung der Umwelt verringert ihre Fähigkeit sich selbst zu erhalten zu regenerieren und Systemleistungen wie CO2 Bindung zu schaffen. Also der Wald wird durch den Klimawandel vulnerabler und wird durch die Mikroplastikbelastung zusätzlich geschwächt. Umgekehrt kann ein geschwächter Wald eweniger CO2 binden. Dafür ist es auch egal, ob man in der Stadt oder in der "Natur" ist.

          Es ist als Einzelmaßnahme auch nicht "Homöopathie", da damit ca. 6,7 Mio. Tonnen CO2 pro Jahr gespart werden könnten laut UBA. Selbst, wenn es nur 4 Mio. Tonnen sind, ist das immer noch der jährliche CO2 Ausstoß von einer halbe Million Menschen in Deutschland. Wenn man für jede Einzelmaßnahme fordert, dass sie deutlich mehr leisten müsse, um nicht "Homöopathie" zu sein, dann wird kein einziges Windkraftwerk und keine einzige Solarzelle mehr gebaut.

          Zu der Diskussion um exponentielles Wachstum finde ich es echt krass, wie wenig mathematische Intuition Leute haben. Ich habe doch gesagt, dass der Begriff mathematisch nicht sauber ist. Um mit einem umgangsprachlich bekannten Begriff die Relation zu verdeutlichen bleibe ich dabei, dass er in Ordnung ist. Auf einem begrenzten Intervall, was wir ja haben, weil die Autos nicht beliebig schnell werden können, kann eine kubische oder sonstige Funktion höherer Potenz erstmal deutlich stärker wachsen, als eine exponentielle Funktion. Entscheided ist dafür der Basiswert. Wir erinnern uns ja noch an den berühmten R-Wert aus Corona. Und wenn wir über natürliche Phänomene sprechen, dann ist die Aussage "exponentielles Wachstum" immer unzureichend. Wir haben bei natürlichen Vorgängen immer Randbedingungen, die eine Beschreibung mit einer "reinen" Exponentialfunktion nicht möglich machen. Am Beispiel Corona, weil mit steigender Infektionszahl die Zahl der Sozialkontakte abnimmt, weil die Leute krank zu Hause sitzen, bzw. irgendwann auch das Potential an Erkrankten ausgeschöpft ist. Im "klassischen" Beispiel von Populationswachstum, weil das begrenzte Angebot an Ressourcen die Reproduktionsfähigkeit vermindert. D.h. wir haben stets nur exponentielles Wachstum auf einem Intervall.

          Haben uns jetzt die ganzen Virulogen angelogen, wenn sie ständig von exponentiellem Wachstum gesprochen haben, oder haben sie die Komplexität der Wirklichkeit von verständliche Begriffe und Konzepte reduziert?

          • Wenn man für jede Einzelmaßnahme fordert, dass sie deutlich mehr leisten müsse, um nicht “Homöopathie” zu sein, dann wird kein einziges Windkraftwerk und keine einzige Solarzelle mehr gebaut.

            Wenn der Staat eine Solaranlage (Tempolimit, erste Forderung der LG) und einen Windpark (9€ Ticket, zweite Forderung der LG) baut und dann die Energiewende (Verkehrswende) als erledigt erklärt ist das Schwachsinn. Und genau das pranger ich bei dem Vorschlag zum Tempolimit an. Wir wollen weniger Feinstaub? Sehr gerne. Dann muss aber auch auf Landstraßen und innerorts das Tempo runter und für Holzöfen und Landwirtschaft ein Konzept her.

            Was privat gemacht wird ("wird kein einziges Windkraftwerk und keine einzige Solarzelle mehr gebaut") ist davon völlig unabhängig. Autohersteller dürfen gerne ihre Produkte mit einem Geschwindigkeitslimit versehen.

            Dein Plot von Wolfram Alpha zeigt den Unterschied ganz deutlich. Vergleiche doch mal y, wenn man von 170 auf 130 geht für die beiden Kurven. Und dann mach das gleiche für den input "logplot 1.1x and x3 from 0 to 200". Das zeigt sehr deutlich, dass x^3 für hohe X quasi konstant verläuft, 1.1^x aber immer weiter wächst. Neben dem Basis wert ist übrigens auch der Vorfaktor und ein möglicher konstanter Term wichtig, aber das nur nebenbei.
            Der Verlauf verändert sich, wenn ein andere Regime erreicht wird, das stimmt. Bei Viren ist das Durchseuchung oder Lockdown, bei Autos die Schallmauer...

            • Niemand behauptet, dass die Verkehrswende damit erledigt sei. Die Forderungen der LG beziehen sich ja darauf, dass der zur Zeit weitestgehend untätige Staat damit beginnen soll, diese low hanging fruits zu ernten. Damit ist es natürlich nicht getan, was auch niemand der hinter diesen Forderungen steht behauptet.

    • Danke für deine Antwort :)

    • ob da jetzt sehr schnell oder extrem schnell gefahren wird ist dann auch egal.

      Da habe ich dann aufgehört zu lesen, denn das ist selbstverständlich nicht egal. Das ist ja schon Realitätsverweigerung

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